Wie ich Japanisch gelernt habe

Da ich oft gefragt werde, wie ich Japanisch gelernt habe, habe ich mich entschieden, einen Artikel darüber zu schreiben.

Es gibt viele Lernmethoden und für jeden sind unterschiedliche Methoden erfolgreich. Dies ist keine allgemein gültige Anleitung sondern soll nur eine Anregung sein.

Ich finde jeder sollte verschiedene Methoden ausprobieren und schauen, welche ihm am besten voranbringen. Außerdem ist es wichtig, dass man sich klar darüber ist, warum man eine Sprache lernt, damit man die Motivation nicht verliert.

Grundsätzlich finde ich, dass man nicht mehrere Stunden am Tag lernen muss. Schon 15 Minuten pro Tag sind ausreichend, wenn man diese jeden Tag investiert. Regelmäßigkeit ist sehr wichtig.

Ich habe Japanisch mit einem Lehrbuch von Langenscheidt angefangen zu lernen. Das hatten mir meine Eltern geschenkt als meine Leidenschaft für Anime und Manga gerade anfing.

Mit dem Buch ließ es sich recht gut lernen, aber so ganz ohne Lehrer war es auch nicht das Gelbe vom Ei. Ich bin an sich jemand, der gut selbständig lernt, aber manchmal möchte man auch etwas nachfragen.

Meine Eltern haben es mir dann ermöglicht, einen Japanischkurs an der Volkshochschule zu besuchen, der einmal wöchentlich statt fand.

Es war schon hilfreich einen Lehrer zu haben, allerdings war das Lerntempo des Kurses eher langsam. Viele Teilnehmer konnten aufgrund ihres Berufes nicht immer die Hausaufgaben erledigen oder zu Hause wiederholen. Einige Teilnehmer waren auch einfach nicht motiviert. Das führte dazu, dass im Unterricht oft Dinge wiederholt werden mussten und es nicht voranging.

Ich war damals Schüler, hatte viel Zeit und habe diese genutzt um selbständig zu üben oder schon vorzuarbeiten. Wir haben damals Japanisch im Sauseschritt als Lehrbuch benutzt. Ich glaube aber, dass jedes Lehrbuch, dass die Grundgrammtik erklärt genauso gut funktioniert. Abraten möchte ich allerdings von „Japanisch mit Manga“. Dieses Buch enthält einige Fehler und ist daher für Lernende ungeeignet.

Da man mit den VHS Kursen auf kein vernünftiges Level kommt, wollte ich dann Japanisch an der Uni studieren. Allerdings nicht Japanologie, da man damit nur sehr schlecht Jobs findet.

Ich entschloss mich dann für ein Studium des International Business Management mit Spezialisierung auf Japan. Dort hat Vorlesungen in BWL, VWL, Marketing, etc. und auch in japanischer Sprache. Man lernt die Sprache nicht auf dem Niveau eines Japanologen, allerdings konnten die meisten am Ende des Studiums einigermaßen sprechen, ein paar haben auch die Stufe N1 vom JLPT bestanden. Außerdem lernt man auch Business Japanisch, was sehr hilfreich ist, wenn man später in Japan arbeiten möchte.

An der Uni war das Tempo des Unterrichts schon um einiges schneller. Studenten ohne Vorkenntnisse hatten Probleme hinterher zu kommen. Ich habe weiterhin immer den Stoff schon vorgearbeitet und selbständig geübt, sodass ich nie Probleme und immer gute Noten in Japanisch hatte.

Neben dem Lernen mit dem Lehrbuch hat es mir auch geholfen japanische Fernsehserien, sogenannte Dorama, auf Japanisch mit deutschen oder englischen Untertiteln zu schauen. Auch wenn man noch nicht viel versteht, man gewöhnt sich dadurch an die Sprache. Noch besser ist es natürlich mit japanischen Untertiteln, aber daran kommt man in Deutschland nur schwer.

Als ich mich einigermaßen schriftlich ausdrücken konnte, habe ich dann angefangen einen Blog auf der in Japan beliebten Platform Ameba auf Japanisch zu schreiben. Es waren nur kurze Einträge mit wenig Inhalt und ich habe ewig gebraucht um einen Eintrag fertig zu bekommen, aber nach einiger Zeit erhielt ich Kommentare von Japanern um kam mit ihnen ins Gespräch. Es war faszinierend zu sehen, wie man sich tatsächlich in der anderen Sprache verständlich machen konnte und interessant zu hören, was die Japaner zu dem eigenen Geschreibsel sagen.

Ich schloss so einige Blogfreundschaften mit Japanern, die ich dann später in meinem Austauschjahr besuchen wollte.

In meinem Studium war es für alle Studenten Pflicht ein Jahr in Japan an einer Partneruni zu studieren. Diese Jahr hat mich im Bezug auf meine Fähigkeiten Japanisch zu sprechen sehr viel weiter gebracht.

An der Uni in Japan konnten nur sehr wenig Leute Englisch und es waren auch nur wenige Austauschstudenten da, sodass man gezwungen war, Japanisch zu sprechen. Das klappte am Anfang eher schlecht als recht. Da ich mich schriftlich schon einigermaßen ausdrücken konnte, dachte ich, sprechen klappt schon irgendwie, aber da lag ich falsch.

Als ich mich das erste Mal mit meinen Blogfreunden traf, verstand ich nur knapp die Hälfte von dem, was sie sagten und konnte auch nur die Hälfte von dem ausdrücken, was ich sagen wollte.

Diese Moment war für mich sehr wichtig, da ich merkte, dass ich am Sprechen und Hörverstehen arbeiten muss, um mich besser mit meinen Freunden zu verständigen.

Ich schaute also viel fern. Bei einem japanischen Fernsehr kann man auch ganz einfach die japanischen Untertitel für Hörgeschädigte einstellen, was mir sehr viel geholfen hat.

Um Sprechen zu üben, borgte ich mir die Übungs-CDs, die im Unterricht benutzt wurden, hörte mir den Text an und sprach ihn leicht versetzt nach, während ich im Lehrbuch nachlas. Das machte ich ca. 15 Minuten pro Tag.

Nach einem halben Jahr in Japan konnte ich mich schon viel besser verständigen und verstand auch viel mehr.

Da wir während des Austauschjahres nur wenige Vorlesungen hatten, habe ich die Zeit genutzt um für den JLPT zu lernen. In Japan findet man in größeren Buchläden sehr viele Übungs- und Lehrbücher, die speziell für den JLPT gedacht sind. Wer im Urlaub in Japan ist, sollte hier zuschlagen, denn in Deutschland ist es schwer an solche Bücher zu kommen und sie sind teurer.

Man findet in Japan eigentlich für jedes Problem ein Lehrbuch. Lehrbücher für Kanji, Grammatik, Vokabeln, Lehrbücher zum Textverständnis oder für Konversation.

Ich habe mit verschiedenen Bücher gearbeitet und kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern, welche gut waren und welche nicht.

Was ich aber zum Kanji lernen empfehlen kann, sind die Kanji Flash Cards von White Rabbit Press. Es gibt verschieden Sets zu den jeweiligen JLPT Stufen und die Karten sind sehr gut aufgebaut. Allerdings gibt es sie nur auf Englisch.

Außerdem habe ich das Program Anki sehr gerne benutzt. Es ist kostenlos und es gibt bereits verschiedene Dateien mit Japanisch Vokabeln, die man nur herunterladen muss. Anki funktioniert so, dass Vokabeln abgefragt werden und nachdem man sich die richtige Antwort anzeigen lässt, kann man bewerten, wie gut man die Vokabel schon beherrscht. Anhand diese Bewertung wird dann festgelegt, in welchem Interval die Vokabel erneut abgefragt wird. Ich habe diese Program hauptsächlich zum Kanji üben genutzt.

Nach dem Austauschjahr ist der Japanischunterricht an der deutschen Uni schon recht anspruchsvoll gewesen. Wir haben Artikel aus Wirtschaftsmagazinen übersetzt und gelernt, wie man Business Emails schreibt. Wer während des Austauschsjahres nichts dazu gelernt hatte, war nun vollends verloren.

Im letzen Studienjahr bereite ich mich auf den JLPT N1 vor und habe ihn auch erfolgreich bestanden.

Nachdem Studium bin ich direkt wieder nach Japan und lerne seitdem nicht mehr aktiv. Mein gesprochenes Japanisch ist logischerweise noch besser geworden, aber ich kann nun keine Kanji mehr mit der Hand schreiben. (Am PC is es kein Problem) Allerdings geht es vielen Japanern auch so.

10 Kommentare zu „Wie ich Japanisch gelernt habe

  1. Danke für diesen Artikel! Als jemand, der selbst seit zwei Semestern Japanisch-Uni-Sprachkurse nimmt, war das Lesen deiner Erfahrungsberichte auf jeden Fall ein Ansporn, weiter zu machen 🙂 Die Kanji-Flashcards und Anki werde ich mir auf jeden Fall mal ansehen!

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  2. Hey,

    schöner Artikel 🙂 Dass es in Japan Untertitel für’s Fernsehen gibt, wusste gar nicht – gleich mal ausprobieren ~

    Nur sind die Kanjis bei mir immer das Problem, ohne Furigana geht da meistens nichts…Anki habe ich auch schon in vielen Empfehlungen gelesen – was ich benutze ist „Kanji Study“, leider nur für Android, aber dort kann man auch Schreiben üben.

    Ich hoffe, N1 oder N2 wird bei mir auch irgendwann mal drin sein! 2018 geht es nämlich auch ein Jahr nach Japan, so hoffe ich 🙂

    LG, Luise

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  3. Wunderschön geschrieben. Finde ich echt toll zu lesen, wie du deinen Weg gegangen bist und dein Ziel erreicht hast 🙂 Ich lerne zwar auch Japanisch, aber eher grob und so, dass man sich ein bisschen Verständigen kann, was man möchte. Als Tourist ist das aber denke ich mal eh schon mehr, als manch anderer deutscher Tourist gelernt hat bevor er nach Japan ging ^-^ Also mal gucken xD

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    1. Ein bisschen Japanisch hilft dir als Tourist auch schon viel weiter. Ich denke, dass man viel verpasst, wenn man so gar kein japanisch kann. An den Touristenspots kommt man auch ohne gut klar, wenn man aber mal abseits davon unterwegs ist, ist man ohne Japanisch ein bisschen aufgeschmissen.

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  4. Ein unglaublicher schöner und vor allem interessanter Artikel! Durch die detaillierte Beschreibung deiner Erlebnisse, konnte ich mir das Leben und Lernen sehr gut vorstellen. Durch diesen Einblick und durch dein Kommentar zu dem Studienfach Japanologie, hilft es mir persönlich zur Selbstfindung auf jeden Fall weiter. Danke!

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